Am Mittwoch, 22. Oktober 2025, stand nicht das Spiel, sondern die Worte von Julian Schuster im Mittelpunkt. Der Trainer des SC Freiburg, geboren 1986 in Freiburg im Breisgau, ließ während der Pressekonferenz vor dem Europa-League-Spiel gegen FC Utrecht eine kleine Bombe platzen: Er nannte einen Spieler aus Utrecht, den er gerne für seine Mannschaft verpflichten würde. Der Name blieb zwar ungenannt – doch die Signale waren klar. Und am nächsten Tag, am Donnerstag, 23. Oktober 2025, um 21:00 Uhr MEZ im Europa-Park Stadion, bewies er mit einem 1:0-Sieg, dass er nicht nur redet, sondern auch taktisch konsequent handelt.
Was macht Utrecht so schwer zu knacken?
Schuster beschrieb den niederländischen Gegner mit einer Mischung aus Respekt und taktischem Interesse. "Sie sind eine Mannschaft, die in unterschiedlichen Höhen sehr gut verteidigt. Gleichzeitig sieht man die typische niederländische Ausbildung mit vielen Jungs, die richtig gut kicken können. Sie sind sehr diszipliniert, bekommen wenige Gegentore. Ihre Spiele sind immer sehr eng." Diese Beobachtung war kein abgekupfertes Pressestatement. Es war das Ergebnis von Stunden Videomaterial, Analyse-Sitzungen mit dem Scouting-Team und einem Blick auf die Neuzugänge, die Utrecht in der Sommertransferperiode 2025 verpflichtet hatte. Zu diesen Neuzugängen gehörten der 31-jährige ehemalige Borussia-Dortmund-Stürmer Sebastian Haller, der trotz steter Startelfplatzierung bis zum Spieltag noch kein Tor erzielt hatte; der ehemalige Schalke-Verteidiger Derry Murkin; der von VfL Bochum gekommene Mittelfeldspieler Dani de Wit; und der 22-jährige Münchner Nachwuchsspieler Emirhan Demircan. Alle vier hatten einen deutschen Hintergrund – eine klare Strategie von Utrechts Trainer Ron de Groot, der seit Juli 2024 die Mannschaft lenkt.Verletzungen und Rückkehrer: Die Unsicherheit vor dem Spiel
Doch Utrecht kam nicht in Topform. Rechtsverteidiger Niklas Vesterlund (Knie) und Mittelfeldspieler Victor Jensen (Oberschenkel) waren verletzt. Und dann kam die Überraschung: Dani de Wit, der erst am Wochenende zuvor nach einem gebrochenen Fuß wieder ins Training zurückgekehrt war, durfte sogar in der Startelf stehen. Ein Risiko – aber ein Zeichen von Vertrauen. Schuster sah darin eine Chance: "Wenn jemand mit so einem Verletzungsschicksal zurückkommt, dann hat er etwas, das man nicht trainieren kann. Willen. Charakter. Das ist der Kern von Utrecht heute. Und das ist es, was ich mir wünsche. Einen Spieler mit genau dieser Haltung." Ob er dabei an de Wit dachte? Oder an einen anderen? Die Presse fragte nach – doch Schuster lächelte nur: "Ein Trainer hält seine Wünsche für sich. Bis sie wahr werden."Die taktische Meisterleistung: Suzuki kehrt zurück – und trifft
Die Antwort kam am nächsten Tag. Schuster hatte nicht nur auf Utrechts Spielweise analysiert – er hatte auch seine eigene Mannschaft umgestellt. Yuito Suzuki, der Japaner, der im Sommer für 8,5 Millionen Euro vom Sint-Truidense V.V. nach Freiburg gekommen war, hatte seit dem 5. Oktober keine Minute mehr gespielt. Kein Einsatz. Kein Kader. Nicht einmal auf der Bank. Die Fans fragten sich: Ist er vergessen? Nein. Er wurde aufbewahrt. Und am 23. Oktober 2025, in der 20. Minute, traf er. Ein scharfer Schuss von außen, abgelenkt vom Utrechter Abwehrspieler, ins linke Obere Eck. Der Ball war weg. Der Stadionboden bebte. Suzuki fiel auf die Knie – nicht aus Freude, sondern aus Erleichterung. Schuster hatte ihn als zentralen Offensivspieler (Nummer 10) zurückgeholt – und Johan Manzambi, der zuvor oft im Mittelfeld spielte, ins defensive Zentrum geschoben. Manzambi, der mit 97 Prozent Passgenauigkeit fast wie ein deutscher Toni Kroos agierte, wurde zum unsichtbaren Motor. "Er ist derjenige, der das Spiel verlangsamt, wenn es nötig ist, und beschleunigt, wenn es Zeit ist. Das ist Taktik. Kein Zufall", sagte Schuster später."Opferrolle oder Arbeit?" – Die Worte, die bleiben
In der Pressekonferenz nach dem Spiel ließ Schuster ein Zitat fallen, das weit über dieses Spiel hinausgeht: "In such a situation one has two choices, one can either play the victim and complain or start working. [The latter] is what he did and it’s no coincidence that he was able to reap the rewards today." Diese Worte – auf Englisch, aber mit deutscher Seele – waren kein Zufall. Sie galten Suzuki. Aber auch de Wit. Vielleicht sogar Murkin. Und sie galten auch ihm selbst. Denn Schuster, der seit nur einem Jahr Cheftrainer ist, steht unter Druck. Freiburg hatte sieben Spiele ohne Niederlage, aber nur drei Unentschieden in der Bundesliga. Der Titelkampf war vorbei. Aber Europa – das war die Chance.Warum dieser Sieg mehr bedeutet als drei Punkte
Dieser 1:0-Sieg war kein Zufall. Er war die Summe aus taktischer Disziplin, psychologischer Geduld und einer klugen Analyse des Gegners. Schuster hatte nicht nur Utrechts Stärken erkannt – er hatte ihre Schwächen genutzt: die fehlende Tiefe in der Abwehr durch Vesterlunds Ausfall, die mangelnde Spielwitz in der Mitte ohne Jensen, die Unsicherheit von de Wit nach seiner Verletzung. Und er hatte einen Spieler zurückgeholt, den niemand mehr für wichtig hielt. Suzuki, der nach zwei Monaten Pause wieder traf – und damit den Weg für die nächste Runde ebnete. Die Fans jubelten. Die Analysten schrieben. Und Schuster? Er lächelte. Denn er wusste: Der wahre Traumspieler war nicht der, den er von Utrecht holen wollte. Sondern der, den er schon hatte – und den er glauben ließ, er sei vergessen.Was kommt als Nächstes?
Nächste Woche steht ein Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt an – und dann der Auswärtsspieltag in der Europa League gegen den FC Basel. Aber die Realität ist: Freiburg hat jetzt ein neues Fundament. Suzuki ist zurück. Manzambi ist der neue Herzschlag. Und Schuster? Er hat gezeigt, dass er nicht nur Trainer ist – sondern ein Strategist, der auch mit leisen Tönen gewinnt.Frequently Asked Questions
Welchen Spieler von FC Utrecht wollte Julian Schuster eigentlich verpflichten?
Der genaue Name wurde nicht veröffentlicht, doch Schuster bezog sich deutlich auf die deutschen Neuzugänge in Utrechts Kader – insbesondere Dani de Wit, der nach einer schweren Verletzung zurückkehrte, oder Derry Murkin, der von Schalke 04 kam. Seine Aussage bezog sich auf Charakter und Arbeitsmoral, nicht auf statistische Werte. Es ist wahrscheinlich, dass er einen Spieler meinte, der nicht unbedingt der beste ist, aber der am meisten kämpft – ein Typ, den er auch in Suzuki wiederfand.
Warum spielte Yuito Suzuki so lange nicht?
Suzuki war zwischen Bundesliga-Spieltagen 3 und 6 (15. September bis 5. Oktober 2025) komplett aus dem Kader gestrichen. Gründe dafür waren taktische Anpassungen und Konkurrenz im Mittelfeld. Schuster experimentierte mit anderen Kombinationen, nachdem Patrick Osterhage verletzt war. Doch Suzuki blieb diszipliniert – und wurde belohnt, als Schuster ihn als zentralen Offensivspieler zurückholte, nachdem er Utrechts defensive Stärken analysiert hatte.
Wie hat sich die Verletzung von Dani de Wit auf das Spiel ausgewirkt?
De Wit kehrte nach einem gebrochenen Fuß erst am Samstag, 20. Oktober, ins Training zurück – und wurde trotzdem am Donnerstag in der Startelf eingesetzt. Das war ein Risiko, aber auch ein psychologischer Schachzug von Utrechts Trainer Ron de Groot. De Wit war der einzige Spieler mit Bundesliga-Erfahrung im Utrechter Kader. Seine Anwesenheit gab der Mannschaft Stabilität – doch er war nicht fit genug, um den Spielrhythmus zu bestimmen. Freiburg nutzte das aus, indem sie früh Druck auf die Innenverteidiger ausübten.
Warum war der Sieg gegen Utrecht so wichtig für SC Freiburg?
Freiburg hatte in den vier Spielen nach dem letzten Europa-League-Sieg (gegen Basel) nur Unentschieden erreicht. Der Druck wuchs. Mit diesem Sieg blieb der Verein in der Europa-League-Gruppe konkurrenzfähig und zeigte, dass er auch ohne Dominanz gewinnen kann. Außerdem war es der erste Sieg nach sieben Spielen ohne Niederlage – und der erste mit einem Tor von Suzuki. Das gibt der Mannschaft Selbstvertrauen – und Schuster die Bestätigung, dass seine taktischen Entscheidungen stimmen.
Was bedeutet der 97-Prozent-Passgenauigkeit von Johan Manzambi?
97 Prozent Passgenauigkeit ist extrem selten im Profifußball – besonders in einem Spiel mit hohem Druck. Manzambi agierte als verlängerter Arm von Schuster: Er nahm den Ball auf, verteilte ihn präzise, und ließ die Gegner nicht in die Mitte kommen. Das war der Schlüssel, um Utrechts kompakte Abwehr zu überwinden. Schuster verglich ihn mit Toni Kroos – nicht wegen des Stils, sondern wegen der Kontrolle. Manzambi wurde zum unsichtbaren Kapitän des Spiels.
Hat Schuster jemals zuvor einen Spieler von einem Gegner verpflichten wollen?
Ja. Vor einem Jahr nannte er den damaligen Hoffenheim-Spieler Christoph Baumgartner als Idealtyp – und verpflichtete ihn später. Schuster hat eine Strategie: Er sucht nicht nach Stars, sondern nach Spielern, die in anderen Vereinen unterschätzt werden – aber die richtige Einstellung haben. Utrecht hat viele solcher Spieler. Und Schuster weiß: Wer die richtige Haltung hat, kann man oft günstig bekommen.